Wasserkraft und Fischotter

Kraftwerke verändern die Dynamik von Fliessgewässern grundlegend. Foto: Irene Weinberger

Im Alpenraum bewegt sich der Fischotter vor allem in fliessenden Gewässern. Über diese wandert er in neue Gebiete ein und etabliert dort, wo es ihm gefällt, sein Territorium. Ein solches umfasst 10-21 Kilometer Gewässerlauf und bleibt über Jahre hinweg gleich. Die die Grösse des Territoriums ist vom Nahrungsangebot abhängig, frisst doch ein Fischotter zwischen 12-15 % seines Körpergewichts pro Tag. Natürliche Gewässer sind die besten Otterlebensräume. Je stärker ein Fliessgewässer verbaut ist, desto geringer ist die Artenzahl und die Fischbiomasse.

Wasser bedeutet nicht nur Leben – es bedeutet heutzutage auch Energie. In der Schweiz werden 60% des gesamten Stromverbrauchs mit Wasserkraft gedeckt. In der Schweiz werden dazu über 90% aller geeigneten Fliessgewässer genutzt – und mit dem Ausstieg aus der Atomkraft steigt der Druck auf die wenigen verbleibenden geeigneten aber ungenutzten Fliessgewässer nochmals kräftig an. Doch jedes Kraftwerk bedeutet einen massiven Eingriff in die natürliche Dynamik eines Fliessgewässers. Stauwehre zerstückeln den kontinuierlichen Lauf und bilden Barrieren für Fische und andere Wasserlebewesen. Oberhalb der Staumauer verschlammen dieKiesböden aufgrund der reduzierten Fliessgeschwindigkeit, unterhalb fehlt das Geschiebe als Erosionsschutz, Lebensraum und Laichsubstrat für Fische und wirbellose Wassertiere. Das Schwall- und Sunkregime bei den Speicherkraftwerken löst täglich Ebbe und Flut aus: Bei Schwall werden Substrat und Wassertiere weggespült, bei Sunk trocknen Standorte aus und Fische und wirbellose Wassertiere stranden darin. Ein weiterer Aspekt sind Restwasserstrecken: Wo diese zu wenig Wasser führen, sitzen Wasserorganismen buchstäblich auf dem Trockenen. Es besteht vielerorts Handlungsbedarf, um in den genutzten Gewässern Leben zu ermöglichen. Der Fischotter ist vor allem indirekt über die Nahrung betroffen. Wo Fische fehlen, fehlt auch der Fischotter. Der umweltschonende Umgang mit Wasser fördert somit den Wassermarder.

 

Umweltschonende Wasserkraft

Der Fischotter ist auf nahrungsreiche Gewässer angewiesen. Foto: Laurie Campbell

  • Keine Wasserkraftanlagen an noch unverbauten Gewässern
  • Verbesserung der bestehenden Anlangen
  • Anpassung der Schwall- und Sunkregime gemäss den rechtlichen Vorgaben
  • Erhöhung der Restwassermenge
  • Tierpassagen, die Otter und andere semi-aquatische Tierarten sicher um die Stauwehre führen
  • Fischwanderhilfen

 

Was kann ich persönlich tun?

  • Verringern Sie Ihren eigenen Stromverbrauch
  • Stellen Sie elektrische Geräten ganz ab, wenn Sie sie nicht benötigen
  • Beziehen Sie Ökostrom, denn Wasserenergie ist nicht per se ökologisch

 

 

 


Weitere Informationen

Wasserkraft und Fischotter. Merkblatt der Stiftung Pro Lutra, 2021

Bundesamt für Umwelt: Restwasserstrecken

Bundesamt für Umwelt: Abflussregime (Restwasserstrecken / Sunk und Schwall)