Strassenverkehr

In vielen Ländern Europas gilt der Strassenverkehr als die Todesursache Nummer 1 für den Fischotter. Die meisten Unfälle ereignen sich auf Strassen, die weniger als 200 m vom nächsten Gewässer entfernt sind. Gefährliche Hotspots sind Brücken oder Durchlässe – also da, wo eine Strasse ein Gewässer kreuzt. Mit baulichen Massnahmen lassen sich solche gefährlichen Stellen entschärfen.

 

Wo Strassen mit Gewässer kreuzen, besteht die Gefahr von Verkehrsopfern. Auch Fischotter sind betroffen.

Warum überquert ein Fischotter eine Strasse?
Fischotter bewegen sich am liebsten in und entlang von Gewässern. Und viel: Auf ihren Streifzügen durch ihr Territorium legen sie durchschnittlich 6 bis 8 Kilometer pro Nacht zurück. Dabei verlassen die Tiere den Gewässerbereich und die angrenzende Ufervegetation in vielen Fällen nur, um eine Brücke zu überqueren. Entgegen den Gerüchten liegt es jedoch nicht daran, dass Fischotter ungern unter Brücken durchschwimmen. Viel eher hat es mit der Beschaffenheit der Brücke und deren Uferbereich zu tun.
Höhlenartige Brücken sind für Fischotter als Markierplätze höchst attraktiv. Fehlt jedoch unter solchen Brücken ein Bankett, also einen Uferstreifen), verlassen die Tiere vielfach das Gewässer, um auf oder neben der Brücke zu markieren. Sie überqueren dann die Strasse und riskieren, dabei überfahren zu werden. Auch Wehre, Rechen, Rohre und grosse Schwellen können den Fischotter zwingen, aus dem Gewässer zu steigen und das Hindernis auf der Strasse zu umgehen.

Kurzfilm zum Thema: Bermeologie – Schutz des Fischotters in Thüringen

Mitmachen: Untendurch – Schweizweite Kartierung von Brücken für den Fischotter

 

Gute Brücke, schlechte Brücke
Nicht alle Brücken stellen für Fischotter eine Gefährdung dar. Hohe und schmale Brücken sind für den Fischotter ungefährlich. Ob eine Brücke den Fischotter zum Aussteigen verleitet, lässt sich mit dem Brücken-Index (BI) berechnen. Der BI orientiert sich an den Dimensionen des Innenraumes der Brücke:

Brücken-Index (BI) =     breiteste Stelle x höchste Stelle ab Mittelwasser
.                                                                    Tiefe der Brücke

BI ≥ 1.5    genügend lichte Brücke. Auch ohne Bankett für den Fischotter ungefährlich.
BI < 1.5    höhlenartige Brücke, bei der Fischotter bevorzugt markieren. Wo ein Bankett fehlt, wechselt der Fischotter über die Strasse.

 

 

 

Über Markierungen teilen sich Fischotter Informationen mit. Brücken mit BI < 1.5 sind für Fischotter als Markierplätze interessant. Aber sie sind nur dann ottergerecht, wenn diese Brücken ein Bankett aufweisen. Foto: Pro Lutra

Brücken mit BI < 1.5 ottergerecht gestalten
Brücken mit BI < 1.5 sind für den Fischotter gefährlich, wenn diese Brücken kein Bankett aufweisen. Das Unfallrisiko sinkt deutlich, wo mindestens eine Seite ein Bankett aufweisen. Massnahmen für eine ottergerechte Brücke sind:

  • Anpassung eines hochwassersicheren Banketts von mind. 30 cm Breite
  • Wo möglich, beidseitiges Bankett
  • Laufbretter, wo kein Bankett aus Steinen oder Beton möglich ist
  • Trocken-Tierdurchlass mit Leitzäunen in der Nähe von kritischen Standorten
  • Geschwindigkeitsbegrenzung für Autofahrer an kritischen Standorten

 

 

 

 


Weitere Informationen

Der Fischotter im Strassenverkehr. Merkblatt der Stiftung Pro Lutra, 2021

Handlungsleitfaden für den ottergerechten Umbau von Brücken (Deutsche Umwelthilfe, www.duh.de)

Fischottergerecht gestaltete Brücken und Durchlässe (Biosphärenreservat Oberlausitz)

VSS-40696. Fauna und Verkehr. Faunagerechte Gestaltung von Gewässerdurchlässen. www.vss.ch
 

Projektberichte

Strassenverkehr und Fischotter im Kanton Bern. Abschlussbericht der Stiftung Pro Lutra, 2022.

 


Impressionen von Brücken und Durchlässen