Auswirkung des Fischbestandes auf den Fischotter

Wie bei allen Raubtieren gilt auch beim Fischotter, dass die Nahrungsmenge das Vorkommen des Beutegreifers dominiert. Kurz: Der Fisch bestimmt, ob Fischotter überhaupt überleben können.

Fischotter brauchen viel Nahrung. Ein Fischotter frisst täglich etwa 15 % des Körpergewichts, d.h. je nach Grösse des Tieres bewegt sich die Menge zwischen 600-1400 g. In Abhängigkeit der Jahreszeit beträgt der Anteil Fische an der Gesamtbeute 50 – 100 %. Neben Fischen werden Amphibien, Reptilien, Vögel und gar kleine Säugetiere erbeutet.

Fischotter sind territoriale Einzelgänger. Die Territorien umfassen 6-40 km Bachlauf. Wo viele Fische vorkommen, können die Territorien von Fischotter kleiner sein als dort, wo es weniger Fische gibt. Eine Studie aus dem Jahr 1993 in Schottland zeigte, dass sich Fischotter häufiger in Fliessgewässern mit einer hohen Biomasse an Salmoniden (14 g/m2) aufhielten als in Bächen mit einer tieferen Biomasse (siehe Grafik rechts).

Dabei ist ein ganzjährlicher Grundstock an Fischen für den Fischotter elementar. Fischbestände können saisonal und lokal sehr stark schwanken. So kann es temporär zu einem sehr reichen Angebot an Fischen kommen. Doch solche kurzen Bestandeserhöhungen bei Fischen führt keineswegs zu einer erhöhten Dichte von Fischottern. Die ausgeprägte Territorialität des Fischotters verhindert auch im Fall eines günstigen, jedoch kurzfristigen Nahrungsangebots, dass sich Tiere gleichen Geschlechts im selben Gewässerabschnitt aufhalten.

Der Fischotter ist abhängig von einem ganzjährig gesunden Fischbestand. Nimmt der Fischbestand ab, so führt das beim ansässigen Fischotterbestand zuerst zu einer reduzierten Reproduktion und schlussendlich zum lokalen Aussterben des Fischotters. Wo also Fischotter über Jahre vorkommen, ist der Fischbestand genügend hoch.

 

Foto: Laurie Campbell

Fetter Fisch = Guter Fisch

Aufgrund ihres hohen Energiebedarfs mögen Fischotter fettreiche Fischarten. Der Europäische Aal und Salmoniden gehören dazu. Der starke Bestandesrückgang des Aals, der alleine auf menschliche Aktivitäten zurückgeht (Abfang, Tot bei der Abwanderung in den Turbinen der zahlreichen Wasserkraftwerke) setzt auch der Wiederbesiedlung des Fischotters in der Schweiz zu. Auch der seit Jahrzehnten andauernde Rückgang der Forelle und der Äsche wirkt sich ungünstig auf den Fischotter aus. Wo die Fischbestände tief sind, wird sich der Fischotter nicht etablieren oder halten können.

 

 

Besatzfisch & Fischotter

Viele Gewässer werden noch mit Fischen besatzt. Die Frage liegt daher nahe, ob man damit Fischotter indirekt fördert. In Österreich ging man dieser Frage nach. Dabei untersuchte man die Fischotterdichte in zwei Gewässern mit und ohne Besatz von fangfertigen Salmoniden (>250 mm). Die Studie kam zum Schluss, dass sich der Besatz nicht auf den Fischotterbestand auswirkt (Sitterthaler et al. 2015).

 


Literatur

Fischnetz Schweiz: dem Fischrückgang auf der Spur, 2004. Kurzbericht EAWAG & BAFU.

Kruuk H. & Carss D.N., 1993. Otter (Lutra lutra) numbers and fish productivity in rivers in north-east Scotland. Symposium of the Zoological Society of London, 65, S. 171-191

Sitterthaler M. et al., 2015. Impact of fish stocking on Eurasian otter (Lutra lutra) densities: A case study on two salmonid streams. Mammalian Biology, 80 (2), S. 106-113