Habitatspezifische Kartierung

Kenntnis über Vorkommen und Bestand ist eine der wichtigsten Grundlagen für den Artenschutz und die Vorhersage von Nutzungskonflikten. Doch Fischotter leben verborgen. Die Anwesenheit des Wassermarders erfolgt daher meist durch indirekte Nachweise wie Losung oder Trittsiegel. In Europa wird die Art standardmässig mittels Begehungen von Gewässerabschnitten mit 600 m Länge in 5 x 5 km Quadraten kartiert, wo Brücken und Ufer auf Losung und Trittsiegel abgesucht werden, oder – abgekürzt – durch ausschliessliche Brückenbegehungen. Die Kartierungen werden durch Experten,

Meist werden die Kartierungen von Experten durchgeführt, doch erfolgen Begehungen auch von Freiwilligen und Spürhunden. Experten kennen sich mit den Eigenschaften der Art sehr gut aus und bringen neben der Erfahrung in der praktischen Fischotter-Losungssuche im Feld auch Kenntnisse zu der Ökologie der Art mit. In Projekten, in denen Freiwillige massgeblich bei Kartierungen mitwirken (Citizen Science), nehmen Personen mit unterschiedlichem Hintergrund teil. Das führt zu einer grossen Spannbreite von Felderfahrungen innerhalb eines solchen Projekts. Gemeinsam jedoch sind die Begeisterung und das Interesse für die Natur und den Fischotter. Spürhunde werden vielerorts sehr erfolgreich bei Naturschutz- und Management-Projekten eingesetzt und werden dadurch immer populärer. Auch bei Fischotternachweisen wird die «Spürhunde-Methode» seit kurzem angewandt. Es sprechen diverse Faktoren für oder gegen den Einsatz dieser drei verschiedenen «Kartier-Typen» (Experten, Freiwillige und Spürhunde). Grosse oder flächendeckende Kartierungen mit Experten oder Spürhunden sind zeit- und finanzintensiv. Mit einer grossen Anzahl Freiwilligen lassen sich hingegen grosse Flächen kartieren, jedoch wohl mit sehr unterschiedlicher Qualität.

Pro Lutra führte daher mit Artenspürhunde Schweiz ein Projekt durch, um die Grundlage für eine habitatspezifische Fischotter-Kartierung zu schaffen, welche unterschiedliche Kartier-Typen einbezieht (Experten, Freiwillige und Spürhunde). Auch wollten wir herausfinden, ob und welchen Einfluss Brücken sowie die Ökomorphologie eines Gewässers auf die Auffindewahrscheinlichkeit von Losung für die Kartiertypen haben. Die Antworten auf diese Fragen sind zukünftige Fischotterkartierungen in der Schweiz wie aber auch in Europa relevant.

 

Vorgehen

Wir untersuchten diese Fragestellungen durch Transekt- und Brückenbegehungen an Fliessgewässern, indem jeweils Freiwillige, Experten und Artenspürhunde 600 m Transekte, bestehend aus dem Uferbereich einer Gewässerseite und Brücken, sowie Brücken in Gehdistanz ausserhalb der Transekte absuchten. Die Auffindewahrscheinlichkeit wurde anschliessend für die einzelnen Funde und für das ganze Transekt unter Beachtung der Ökomorphologie am Fundort verglichen. Dabei erfassten wir auch die Distanz, in welcher Fischotter Losung absetzen.

 

Resultate

Artenspürhunde fanden am meisten Losungen und identifizierten die meisten Transekte korrekt als besetzt. Die Auffindewahrscheinlichkeit von Freiwilligen und Experten unterschied sich nicht stark, war aber deutlich geringer als jene von Artenspürhunden. Alle Methoden hatten eine grössere Auffindewahrscheinlichkeit in naturnahen Gewässerabschnitten. Fischotter markierten bevorzugt und in kürzerem Abstand in naturnaher Umgebung.

Eine alternative Möglichkeit besteht im Absuchen von Brücken, was schneller und weniger störungsintensiv ist. Alle Kartiertypen hatten unter Brücken eine höhere Wahrscheinlichkeit den Fischotter nachzuweisen als am Ufer. Wie viele geeignete Brücken notwendig sind, um die Präsenz des Fischotters ohne das Absuchen von Transekten feststellen zu können, ist jedoch noch unklar. Diese Frage ist Gegenstand einer weiteren Studie von Pro Lutra zusammen mit Artenspürhunde Schweiz.

 

Aktuelle Empfehlungen

  • unabhängig vom Kartiertyp sollen wenn möglich als erstes geeignete Brücken begangen werden sollten
  • Freiwillige und Experten können am besten für Kartierungen von geeigneten Brücken und naturnahen Uferbereichen eingesetzt werden
  • Die Ausbildung und fortwährende Übung im Feld erhöhen die Auffindewahrscheinlichkeit bei allen Kartiertyen
  • Solide von Fachpersonen überprüfte Artenspürhunde sind unabhängig von der Ökomorphologie erfolgreich an Uferbereichen und bei Brücken einsetzbar.

 

Der vollständige Projektbericht “Habitatspezifischen Fischotterkartierung” kann unter info@prolutra.ch oder per Kontaktformular bestellt werden.

Ziel der Suche: Fischotterlosung. Foto Irene Weinberger.

 

Unter welchen Bedingungen findet man visuell ebenso gut Otterlosung wie olfaktortisch? Ein Feldmitarbeiter unterwegs auf der Suche. Foto Irene Weinberger

Ein Artenspürhund zeigt den Fund von Fischotterlosungen an. Film: Marie-Sarah Beuchat, Artenspürhunde Schweiz.